Freitag, 4. Dezember 2015

Wunder-Wald

Heute war ein Tag, der prima verlaufen ist, und das war nicht selbstverständlich. Um 6:30 Uhr gefrühstückt (wie fast immer, manchmal auch eher), dann um 7 Uhr ab zum Monteverde Reservat. Die Strecke entpuppte sich mal wieder als übelste Straße, obwohl es nur 4 km sind - dauert halt wegen der heftigen Holperei. Ich kam aber gut an, zuerst an einer Station, bei der man sich für den Park registrieren musste und eine Übersichtskarte erhielt, dann gut 1 km weiter kam man an den eigentlichen Eingang des Parkes. Ich war genau rechtzeitig dort, denn sowohl die Besucherzahlen pro Tag als auch die verfügbaren Parkplätze sind limitiert. Die meisten kommen ohnehin vorgebucht mir Kleinbus aus dem Dorf. Ich kriegte auch gleich noch wie gewünscht eine geführte Tour, die auch sofort begann - passte also alles bestens - das Glück der Naiven! "Man muss doch vorher buchen!" Wenn man früh da ist, geht es eben auch anders.



Nun die schlechte Nachricht von mir : Ich habe heute vergessen, meine Kamera mitzunehmen. Gleich die gute Nachricht hinterher: Es gibt trotzdem tolle Fotos! Die Lösung: Ich hatte wenigstens das Smartphone dabei, und das war klasse. Der Guide hatte ein super starkes Teleskop auf Stativ dabei, und damit konnte er mit den Smartphones tolle Bilder machen, wie es mit keiner Kamera geht. Die Kombination ist einfach umwerfend. Der Guide im Corcovado hatte einen extra Aufsatz für sein eigenes Smartphone, das war schon toll, weil alle auf dem Display sehen könnten, was im Teleskop zusehen war. Der heutige Guide machte es mehr oder weniger freihändig mit jedem Smartphone von uns; wir waren zu fünft. Umwerfendes Ergebnis. Ich sage nur: Quetzal, der Göttervogel der Mayas - ich habe ihn gesehen und auch tolle Nahaufnahmen von ihm! Er sitzt nämlich meist hoch im Geäst, wo man ihn mit der Kamera ohnehin nicht bekommt, und frisst wilde kleine Avocados. Wir haben ein Pärchen beobachtet. Und noch vieles mehr an merkwürdigen Pflanzen und Tieren: Epiphyten, die baumdicke eigene Wurzeln von ihrem Wirtsbaum auf den Boden hängen lassen und dort hinein bohren, sehen aus wie Lianen, sind aber keine. Oder Mini-Orchideen von 5 - 10 mm (!) Größe - nur mit Teleskop einigermaßen gut zu fotografieren, wenn man nicht gerade eine Nah-Linse hat. Oder ein Käfer, der von einem Pilz befallen ist, der ihn zunächst auf einen Baum hinauf klettern lässt (Fremdsteuerung durch Befall des Nervensystems des Käfers) und anschließend von innen verdaut und eigene "Äste" aus dem Körper des Käfers wachsen lässt, um daran Sporen zu bilden und frei zu setzen. Oder dasselbe an einer Wespe, die dann aussieht, als habe sie ein Geweih. Ein anderer Käfer, der von einem weißen Pilz verdaut wird und merkwürdig exotisch aussieht. Oder bunte kleine Vögel, Kolibris - ich glaube, ich habe einen kleinen fast schwarzen Kolibri durch das Teleskop fotografiert. Irre. Der Guide und die Tour waren ihr Geld voll wert.

Anschließend bin ich noch lange auf eigene Faust in den gut organisierten Park hinein gewandert zu einem Aussichtspunkt (Tipp des Guides), wo man die Wolkenschwaden von der atlantischen Seite auf die pazifischen hinüber quellen sieht. Da oben hat es zudem heftig gestürmt. Der spezielle Ort befindet sich direkt auf einem Sattel der kontinentalen Wasserscheide (continental divide). Da konnte man dann sofort sehen, warum es Cloud Forest heißt. Es ist halt noch etwas anderes als nur ein Rain Forest in den Bergen, wie ich ihn aus Nordamerika oder Tasmanien kenne. Ist schon sehr speziell und eindrücklich. Abseits der geführten Touren war man übrigens weitgehend allein im großen Park. Es ist kein Nationalpark, sondern ein privat betriebenes Naturreservat mit Forschungsstation. So etwas gibt es auch. Das Reservat Monteverde zusammen mit dem benachbarten kleineren Reservat Santa Elena (besichtige ich morgen noch) sind totale Magneten für den Tourismus, umso unverständlicher, dass der Staat Costa Rica es nicht hin bekommt, die 20 km hier hinauf als asphaltierte Straße zu bauen. Die Trasse ist da. Hier ist natürlich ein viel stärker Verkehr mit den vielen Hotels und Lodges als in dem kleinen Boca Tapada am Anfang. Hierher muss alles über eine grauenhafte Holperstraße geschafft werden, voller LKW's und Bussen. Die Straße muss ich morgen wieder hinunter.

Monteverde ist also durchaus ein lohnendes Ziel, vielleicht nicht das tollste, aber sehr eindrucksvoll, zumal wenn der Guide so gut erklären und einem alles zeigen kann. Man sieht dann natürlich viel mehr, als wenn man alleine unterwegs ist und nicht weiß, wo sich welche Geheimnisse der Natur verstecken. Bisweilen ist also solch eine guided tour durchaus empfehlenswert. Habe ich ja im Corcovado auch gemacht, aber da ging es gar nicht anders wegen der Bootsfahrt.

Nachmittags habe ich es mir bei einem Stück Schokoladentorte und feinstem Costa Rica Kaffee gut gehen lassen. Morgen geht es dann mittags weiter zu meiner letzten Station in Costa Rica, in den Naturpark Rincon de la Vieja. Auch dort werde ich zwei Nächte sein.

Und hier die Fotos von heute!
https://goo.gl/photos/BVuv9LqsxpMs3KsB8

2 Kommentare:

  1. Habe Monteverde auch vor einigen Jahren besucht. Die Holperstrasse ueberstanden
    und einige recht vernuenftige aufnahmen von den vielen Colibris gemacht. Die meisten m Colibri Cafe das vor dem Park im Wald sehr verstecht und schwer zu finden ist.Kosted ein kleines Eintritsgeld. Sie haben viele Fuetterstaende aufgestellt und so kommen hunderte der schnellen Flieger. Sehr schwer zu photographieren habe ich dann zu Hause festgestellt bein auserten. Es gibt dort auch einen Auslaeger des Familie Trapp Hotels (Sound of Music), Hauptsitz in Stove Vermont. Wir haben abgehalten aber es hatte eine sehr miese internet Kritik. Gruesse aus Montreal. Love your reports. Y hasta la próxima ves.

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  2. Monteverde entwickelt und verändert sich offenbar sehr schnell. Der Ort St. Helena boomt. Viele Angaben der aktuellen Reiseführer sind nicht mehr zuverlässig. Kolibris habe ich viele bei der guided tour gesehen - aber sie fotografieren... Sehr schön fand ich das kleinere St. Helena Reservat, wenngleich es dort bei meinem Besuch stark geregnet hat und Vögel nicht zu sehen waren.
    Gruesse aus Westfalen nach Montreal!

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