Montag, 7. Dezember 2015

Nicaragua!

Nach einer gut 90 minütigen Fahrt habe ich die Grenzstation Penas Blanca erreicht. Der pazifische Norden Costa Rica wurde immer trockener, ein paar fotografische Eindrücke von der Fahrt dorthin werde ich später von der großen Kamera in das heutige Album packen. Zugleich wurde der Verkehr immer dünner, je dichter man zur Grenze kam. Viel Grenzverkehr ist da offenbar nicht, denn heute ist immerhin Montag. Auf costaricanischer Seite gab's auch gar nichts außer LKW-Umladestationen, denn offenbar werden die Waren in beide Richtungen (vermutlich eher aus Nicaragua nach Costa Rica, wie die Menge der Tricks auf der anderen Seite zeigte) an der Grenze umgeladen. Man sieht in Costa Rica kaum Autos mit Kennzeichen aus Nicaragua - und umgekehrt, eben auch bei Lkws nicht. Auf nicaraguanischen Seite war der Teufel los an fliegenden Händlern, Taxifahrern, Bussen usw. Offenbar nutzen viele Leute aus Nicaragua das Angebot an Arbeitsplätzen in Costa Rica und kehren dann voll gepackt mit Waren, die sie in Co RI eingekauft haben, nach Nicaragua zurück. Dann gab's natürlich noch die Touristenbusse, aber nicht viele. Einzelreisende wie mich gab's so gut wie gar nicht. Merkwürdige Situation. Es war reichlich chaotisch und irgendwie typisch mittelamerikanisch. Vor allem auf nicaraguanischer Seite herrschte scheinbar großes Durcheinander, aber die allgegenwärtige Miliz schaute martialisch drein, und das war dann auch. Klar, es gab Schlangen, viele Stempel, jede Menge offizieller Einreisegebühren (Straßenräuberei in modern), der Pass wurde drei-, viermal begutachtet, das Gepäck durch irgendein Röntgengerät geschickt, wo aber niemand hinschaute, dann wieder irgendein Durchlass in einem Bauzaun (so sah es jedenfalls aus), wieder Pass zeigen - und dann war ich in Nicaragua.

Jetzt ging es noch darum, meinen neuen Mietwagen zu finden. Es gab zwar zwei oder drei Rental Car Stationen, aber keine von Hertz, die ich brauchte. Irgendeine Klette, die überall lauern, um sich auf unsicher wirkende Ausländer zu stürzen, witterte schon das große Geschäft und wollte mich mit Taxi unbedingt nach Granada (nächste Stadt) fahren, er wollte mir auch bei allem "helfen", - ich hab ihn schließlich recht ruppig abgewiesen; das hat er verstanden. Ich wandte mich an einen englisch sprechenden Mitarbeiter von Alamo (die hatten dort einen richtigen Mietwagenstand), der telefonierte für mich mit Hertz - und siehe da, auf einmal kam da auch schon ein Daihatsu Terrios von Hertz angebraust, um mich zu treffen und mir den Wagen zu übergeben. Der junge Mann sprach leider nur spanisch, aber die Formulare und Prozeduren bei der Mietwagenübergabe kenne ich ja, die sind überall in etwa gleich. Jedenfalls war ich dann nach knapp 2 Stunden mit Grenze und Auto fertig und konnte los fahren, hinein nach Nicaragua. Alles gut!



Es war eine andere Welt, die ich da zu Gesicht bekam. Nicaragua ist deutlich ärmer, Häuser und kleine Ortschaften sahen doch viel mehr nach Dritter Welt aus, ganz anders als in Costa Rica. Straßen und Beschilderung sind aber gut, bisher. Es gab auf der Straße moderne Autos, klar, aber auch Reiter und Fuhrwerke, die Gehöft klein und ärmlich. Und dann also nach ca. 50 km und einer Stunde Fahrt kam ich in das von vielen schon gelobte San Juan del Sur am Pazifik. Ja, das sah nun wieder ganz eigen aus! Eine wunderschöne, weite Bucht, fast wie ein Bassin mit einem von zwei Felsen (einer mit großer Christus-Statue, Rio lässt grüßen) begrenztem breiten Einlass. Sandstrände pur, vom Feinsten, Palmen, Fischerboote, ein paar kleine Motoryachten. Mein kleines sehr malerisches Hotel liegt fast direkt am Strand, auch nah den vielen Läden und Restaurants. Wie soll ich das alles bloß beschreiben? Ich habe einige Fotos mit dem Smartphone vom Ort gemacht, die vermitteln vielleicht einen Eindruck. Auf den ersten Blick wirkt es schäbig, auf den zweiten Blick aber sehr schön, einfach, aber doch lässig und lebendig. Ich habe mich hier sofort wohl gefühlt. Das ist hier ganz etwas anderes als in Costa Rica, und ich glaube viel eher nach meinem Geschmack. Ich werde ja sehen.

Also wenn es irgendwo ein alternatives Lebensgefühl gibt, dann hier in San Juan del sur, Nicaragua. Etwas gammelig, schmuddelig, vieles sieht sehr einfach und improvisiert aus, ist es aber nicht, denn das Ganze ist auch schon Geschäft. Aber irgendwie völlig easy. Es ist dabei wirklich tropisch heiß, 32 ° nachmittags, die Sonne muss man fliehen, am (schönen) Strand hält man es eh nicht aus. Selbst die Buden - und Schmuck - Verkäufer sind zu träge, einen anzuquatschen. Ich sitze in einem sehr alternativen Shop für Yoga + Zen, Books and Coffee. Betreibt eine US - Aussteigerin, vermutlich. Hat Stil bei allem easy going. Nice to see. Hier gefällt es mir, ist schon was los, aber nicht zu viel, und das "Wegbier" am frühen Nachmittag kennt man hier auch. Hier gibt's auch wieder die 650 ml Flaschen, die ich aus Brasilien kenne, das lohnt wenigstens ;-)

An das neue Geld und die Umrechnung muss ich mich gewöhnen, aber das kriegt man schnell spitz: mal 4 durch 100 minus 10 %, dann hat man US-Dollar :-) Ist nicht teuer hier, hab mir eben ein Nicaragua-T-Shirt gekauft für $ 3,60. Bier kostet 50 Cordoba, das sind also $ 1,80. Aber Bezahlen geht überall mit Dollar oder Visa Card. Internet ist hier (zumindest in diesem Badeort) in jedem Hotel oder Lokal frei als WiFi zu haben. Ich habs an vielen Stellen ausprobiert, klappt gut und schnell. Das ist heute offenbar so wichtig wie früher Fernsehen: Muss jeder haben, Handys sind in jeder Hand, auch in Nicaragua!

Heute ist hier irgendein Marienfest, an der Strand - Straße (Promenade wage ich dann doch nicht zu schreiben) wurden überall Altäre mit Madonna aufgebaut. Ich höre hier im Hotel Garten offenbar sehr fromme, volkstümliche Musik aus diversen Lautsprechern und viel Knallerei. Mal sehen, wann das richtig los geht. Obwohl hier dieselben tropischen Zeiten von Sonnenauf- und -Untergang sind wie in Co Ri, spielt sich das Leben offenbar "später" ab: Dinner ab 7 pm, Frühstück ab 7 am, das kenne ich ja gar nicht mehr so spät. Ich stelle mich um, kein Problem, hatte auch schon ein gutes Seafood zum Lunch. Aber viel Hunger hat man bei der Hitze sowieso nicht. Scharf muss es sein!

Morgen geht es schon weiter zu einem Highlight, der Insel Ometepe im Nicaragua-See. Autofahrt ist nur wenig, 1 Stunde, dann geht es mit der Fähre hinüber. Die Insel besteht aus zwei markanten Vulkanen - habe ich heute schon bei der Fahrt hierher gesehen. Ich hoffe sehr, es wird doch nochmal was mit von Wolken freien Vulkanen!

P. S. Abends erwachte San Juan del Sur noch einmal überraschend und märchenhaft, nicht nur weil das Fest der Maria Immaculata als Volksfest der Familie begangen wurde, sondern weil ich bisher am besten und bei tollster Live Musik gegessen habe. Tolles Restaurant am Strand. Ein perfekter Abend.

Und hier die Fotos von heute - die letzten Bilder aus Costa Rica reiche ich nach.

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