Gestern dachte ich: Mein Gott, wo bist du hier gelandet? - Heute gefällt es mir sehr gut hier. Gewöhnungssache, man muss den Charme einer Stadt erst kennen lernen. Dem konnte ich mich heute ganz entspannt hingeben. Vieles ist tagsüber nicht zu sehen, aber abends öffnen sich die Höfe zu wunderbaren Restaurants, Bars usw. Die Fiesta heute kommt noch dazu, muss man erlebt haben. - Ich habe vor allen Dingen Autofahren und Orientierung gelernt in León, jetzt wäre ich für alle anderen Herausforderungen in Nicaragua bestens vorbereitet! Regeln: Markante Punkte merken - FAHREN - STOP unbedingt beachten - hupen - System der Einbahnstraßen geschickt nutzen - klappt bestens. Hab von meinem Guide höchstes Lob erhalten...
Ich wollte heute den berühmten Cerro Negro (googlen) besteigen, einen aktiven Vulkan 20 km von León. Tours Gruppen waren schon um 7 Uhr gestartet, hätte ich mich also gestern drum kümmern müssen. Alleine hinzufahren hat mir der nette Mensch an der Hotel-Reception doch abgeraten (er hatte recht). Ich fragte ihn nach einem private guide. Ok, er wollte es versuchen. Nach 15 Minuten war alles klar, $30 ebenso viel wie die Gruppentour gekostet hätte, aber dafür mit meinem Auto, dem fitten Terios, plus $7 Eintritt in den Park. 15 Minuten später war der Guide da, sprach gutes Englisch - los ging es.
Kurz hinter León bogen wir von der Straße ab auf eine sandige und steinige Piste, durch kleine Weiler und Gehöfte, zwischen Kühen, Schweinen, Hühnern und sonstigem Tieren samt Ochsengespannen hindurch bis zum Park. Diese Sandwege, mal links, mal rechts, schienen mir wie ein Labyrint, es gab allerdings immer wieder Hinweistafeln zu dem Naturpark. Dennoch war ich froh, den Guide bei mir zu haben. Er erzählte mir eine Menge über den Vulkan, seine Aktivitäten, die Rettungsfeste in León usw. War sehr interessant. Ich habe mich in dem Terios sehr sicher gefühlt und fuhr ziemlich flott. Vom Parkplatz (dort standen nur zwei Tour-Vans) ging es dann zu Fuß ca. 350 Meter recht steil und steinig hinauf. Der Cerro Negro ist ein Vulkanberg, der aus lauter schwarzer Asche zu bestehen scheint, teilweise durchsetzt von Lava-Brocken. Beliebt ist das "Surfen" auf Brettern den schwarzen Sand hinunter. Auf den Fotos sieht man eine Gruppe aufsteigen und sich oben bereit machen, hinunter zu rutschen.
Der Aufstieg war zum Glück nicht besonders anstrengend, da der Himmel bewölkt war; bei Sonne muss die Hitze höllisch sein. Trotzdem machte mein Guide auf der Hälfte schlapp, es war ihm sehr peinlich, "it is the first time" wiederholte er, dass ihm so etwas passiere, wir machten eine Pause, er setzte sich und trank Wasser. Nach ein paar Minuten ging es dann weiter. Vielleicht hatte er gestern Abend doch zu viel Flor de Caña, dem hier verbreiteten Rum. Ich hatte ja auch ein Gläschen genippt ...
Oben war es toll, tolle Aussicht auf den aktiven Krater und die Lava- und Ascheströme. Der Vulkan raucht kaum, und wenn, dann ist es Wasserdampf. Er ist ständig sehr heiß und hat etwa alle 7 Jahre eine Eruption. Wenn man die oberste Ascheschicht mit dem Fuß etwas beiseite schiebt, so 3 - 4 cm tief, dann kann man dort den Boden kaum mehr anfassen, so heiß ist er. Auf einem Foto hält der Guide kurz die Hand in eine solch heiße Vertiefung. Irre. - Dann gings hinunter, zwar nicht auf Brett, sondern wie von einer Düne im rutschenden Laufschritt, hat auch Spaß gemacht - und nachher war man doch ziemlich schwarz von dem Staub der Asche! Wieder zurück im Hotel musste ich erstmal unter die Dusche und die Sachen ausschütteln. War alles in allem ein tolles Erlebnis und eine sehr schöne Tour.
Nachmittags hatte ich dann nur noch Lust auf Strand und bin ans nahe Meer gefahren, auch ca, 20 km, nach Las Peñitas. Daher stammen die restlichen Fotos: mein Abschied vom Pazifik. Die Hütten und Bars mögen sehr einfach aussehen, aber sie haben eben einfach auch Charme. Es wird dort erst abends voller. Ich habe dort nette Gespräche gehabt, sehr unerwartet, auf Englisch. Erster Anstoß war ein Kind, das ich an der Hängematte fotografiert habe, daraus entspann sich ein nettes Gespräch. Ein zweites mit Mutter und Tochter, als ich ins Auto steigen wollte (ich war dort weit und breit der einzige Weiße), wobei die Tochter toll englisch sprach. Sie arbeitet in der Tourismus-Branche. Aha. Wir haben uns auch über den Unterschied Costa Rica und Nicaragua unterhalten. Wir waren uns einig, dass Nicaragua hoffentlich die Fehler des Massentourismus von Costa Rica vermeiden kann. Ein wunderschöner Nachmittag.
In León ist Fiesta, wie an jedem Wochenende, besonders vor Weihnachten. Morgen geht es nun weiter zu meiner letzten Station bei Matagalpa, also in den Bergen, in die Selva Negra Lodge. Ich kann es kaum fassen, dass ich in 2 Tagen schon nach Hause fliegen soll. Ich bin doch jetzt gerade erst so richtig hier 'angekommen' !!
- Ob Sachen dreckig oder sauber sind, spielt eigentlich keine Rolle mehr. Die Riechprobe entscheidet. Was stinkt, wird kurz ausgewaschen.
- Essen ist prima hier, ich freue mich schon aufs Dinner. Habe bisher alles bestens vertragen. Und ich stelle mich nicht so an wie ein US-Ehepaar in Granada, dass Pellegrino-Wasser (!) bestellt hatte und ein Glas mit Eisstücken zurück wies, ebenso wie jeglichen Salat ("only cooked") und Obst. Die hatten wohl tierisch Angst, sich was einzufangen. Warum sind sie dann überhaupt hergekommen?
- Das Obst morgens ist das Beste, das werde ich schwer vermissen: die frischen Papayas, Ananas, Melonen, Bananen! Auch Gallo Pinto, übrigens hier in Nicaragua etwas anders als in Costa Rica, nämlich mit kleineren roten Bohnen, schmackhafter, ist durchaus etwas, woran man sich gut gewöhnen kann. Nährt und belastet nicht. Ansonsten esse ich, was mir schmeckt, und hier schmeckt eigentlich alles!
- Sprache, das ist mein Hauptproblem. Nicht weil ich mit Englisch nicht gut durch gekommen wäre, das ging immer bestens. Aber es ist eine Barriere, wenn man mit normalen Menschen ins Gespräch kommen will, und ich dann kein Spanisch kann. Das müsste ich unbedingt ändern, dann wäre das Reisen durch die lateinamerikanische Welt noch einmal so schön! Denn die Menschen sind offen, freundlich und kontaktfreudig, und ich bin es ja auch. Ich finde es auch schlicht unhöflich, wenn ich in normalen Läden mit meinen paar Brocken Spanisch irgend etwas zusammen stottere, und dann doch wieder ins Englische verfalle in der Hoffnung, verstanden zu werden. Klappt hier im Herzen von Nicaragua nicht immer. Dann ärgere ich mich sehr, kein Spanisch zu können. Das werde ich ändern.
- Nicaragua ist vergleichsweise billig, auch in touristischen Restaurants mit Dollar. Geht man in normale Jugo - Shops (Saft-Läden), oder bestellt sich an irgend einer Kaffeebude etwas, dann ist es unglaublich billig, Kaffee für 60 ct., Bier und Wasser für 80 ct. Inzwischen finde ich es völlig fair, wenn das Preisniveau für Touristen um ein Vielfaches höher ist. Diese Preise könnten sich hiesige Leute gar nicht erlauben und leisten. Touristen können das sehr wohl. Warum also soll man nicht als Tourist für eine vergleichbare Leistung in etwa dasselbe bezahlen wie zu Hause? Ich finde diese Teilung des Marktes eigentlich völlig ok. Sich zu beschweren, wenn die Taxis zum Flughafen so "unverschämt" viel mehr kosten als Taxis sonst hier, finde ich völlig ungerechtfertigt (liest man oft in Tourismus - Berichten). Es ist keinesfalls teurer als bei uns.
- Taxis und Busse - das ist mal ein eigenes Thema. Davon schreibe ich andermal. Man kann aber auf einigen Fotos von gestern schon einiges von der Realität des Busfahrens in León entdecken :-)
Fotos gibts hier, eine ganze Reihe sogar. Das gestrige Album habe ich noch um einige Abendfotos ergänzt: Fiesta in León!
https://goo.gl/photos/h1yhpZDGZ7ZCbRvj7
Und hier gibts nachträglich etwas Sound von der Fiesta in Leon:
https://drive.google.com/file/d/0B9zAPWwEoASgZXUyRVB3Q2FYUjg/view?usp=docslist_api
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